Mittwoch, 21. Juli 2010
...Im Westen wird Sie untergehen...
Ja, Vorurteile sind nicht schön und meist eher Klischeehaft als fundamentiert zu betrachten. Aber trotzdem hegt manch junger Erwachsener, begründet durch Einflüsse der ewig lästernden Verwandschaft, aus dem Osten, einen gewissen unbegründeten Groll, gegen völlig normale Menschen die in westlichen Hemisphären geboren sind. Und dabei ist es auch egal, wenn man evt. die überwiegende Zeit seines Lebens im Osten verbracht hat...Wessi bleibt Wessi! Ich spreche hier speziell vom "Konflikt" Ost-West Berlin



Wie dem auch sei haben wir, das sind ein paar unwichtige Statisten und ich, die alle aus dem östlichen Umland von Berlin stammen, uns auf die abenteuerliche Reise in den "bösen", "egoistischen", fremden WESTEN gemacht ( ich betone deswegen so oft "Ost" und "West" und die Lächerlichkeit dieses Texte nicht in den Hintergrund rücken zu lassen).
Natürlich waren wir schon oft in westlichen Gefilden unterwegs, aber ich muss ja die Spannung aufrecht erhalten.

Sei´s drum, wir setzen uns in die S5 Richtung WESTkreuz über OSTkreuz und bereiteten uns mentalisch, mit platten Wessiklischees auf das uns zu erwartende Ereignis vor. Auf das Auto verzichteten wir schlicht aus 2 Gründen...Man weiß nicht was der Abend bringt...und keiner der schon mal von Ost nach West durch die Innenstadt von Berlin gekutscht ist, macht das freiwillig noch einmal, außerdem geht es mit der Bahn schneller und man lernt neue interessante Leute kennen, die, wenn man Glück hat, sich sogar deutsch-sprechend artikulieren können.

Die Fahrt brachte allerdings, außer einem ungewollten Sprint zum Anschlusszug nichts, deshalb springen wir direkt zum Höhepunkt....

...und da war "Es." Der Prunk des Westen, der Treffpunkt der Snops und Neureichen, das Aushängeschild unsere kapitalistischen Schleuderkonsumgesellschaft, das ultimative Synonym für Dinge-die-die-Welt-nicht brauch...das KaDeWe (Kaufhaus des W...ja genau!)
Um das ganze mal wieder ein bisschen abzukürzen, dass einzige das in diesem Schuppen nicht hoffnungslos, dreist überteuert war, war das Gerolsteiner Mineralwasser für 1,24 abz. Pfand, dass man in der obersten Etage des, zugegebenermaßen, imposanten Architektenwerkes, zwischen 500€-teuren Weinflaschen, erstehen konnte.

So verließen wir diesen Palazzo Prozzo, manche 1,24€ ärmer und mit leicht gekränkten Selbstwertgefühl, weil wir uns die gräuliche, fusslige Designer Jacke von Tommy Hilfiger( kannte ich vorher auch nicht) für 430€ nicht leisten konnten und fuhren in einer, mittlerweile höllisch heißen U-Bahn zurück in den Osten, wo wir wieder beim Thema wären, genauer ins Alexa (noch so ein Konsumtempel, der aber den Ostbürgern ein Gefühl von "Was die da trüben könne, könne wir auch" vermitteln soll) um endlich mit Einkauf zu beginnen....es dämmerte bereits.



Tja, da kann man ja nur von Glück sagen, dass die ganze Geschichte mit Ost und West völlig veraltet, affig und mehr als überzogen nachtragend ist...sonst hätte ich an dieser Stellen nämlich behauptet: "Baut die Mauer wieder auf, wir brauchen die da drüben nicht, mein Geld kann ich auch anderweitig in den Wind schießen z.B. indem ich Russland helfe wirtschaftlich wieder an ihren früheren Satellitenstaat anzuschließen! Denn im Osten geht die Sonne auf!


...und ja das mache ich alles an diesem Kaufhaus fest!

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Ich war ein halbes Jahr vor Mauerfall mal in "Berlin-Hauptstadt-der-DDR" (am Alexanderplatz) und wollte mit der S-Bahn nach "Berlin-in-Klammern-West" fahren. Die Tickets gab es natürlich nicht am Automaten, sondern nur mit Visage-Kontrolle am Schalter mit langer Schlange.
Doch leider wusste ich (als Nicht-Berliner) keinen konkreten Ziel-Bahnhof zu benennen, also fluchs auf den Übersichtsplan geschaut: Wa war Berlin-Hauptstadt-der-DDR abgebildet und westlich der recht gerade verlaufenden Stadtgrenze war: Nichts. Keine Bebauung, keine Straßen, keine Stationen. Lediglich ein paar Flüsschen schlängelten sich durch die Lande.

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